legacy
Wenn man von einer Band namens OSTFRONT hört, denkt man doch vermutlich zuerst mal an irgendeine Nazi-Rock-Combo oder vielleicht sogar an Black Metal von irgendwelchen national befreiten Sonderlingen. Stellt man dann fest, dass es sich um Neue Deutsche Härte handelt, malt man sich gar Grausiges aus. Wie es sich zeigte, hatten tatsächlich sehr viele Heinis aus der rechten Ecke dieselbe Idee. Da nun OSTFRONT so gar nichts damit zu tun hat und zu tun haben will, änderte man die Schreibweise kurzerhand in OST+FRONT. Ob das wirklich hilft? Hinter der Band standen zu Beginn der Reise Patrick, seines Zeichens ehemaliger Musiker bei Tanzwut, Corvus Corax und Schelmish sowie Agonoize-Frontmann Chris L. Zweitgenannter ist mittlerweile schon nicht mehr mit von der Partie. Zusammen mit einer neuen Truppe und Pseudonymen wie Herrmann Ostfront, Gernhardt von Brüh, Siegfried Helm, Wilhelm Rotlauf, Eva Edelweiß und Fritz Knacke wird nun endlich mobil gemacht. Dass es bei solchen Namen wieder zu Missverständnissen und Vorurteilen kommt, ist wohl klar. Daher sind sie vielleicht etwas unglücklich gewählt, Spaßfaktor hin oder her. Die erste Offensive hört nun auf den Namen 'Ave Maria'. Musikalisch navigiert OST+FRONT deutlich in den Gewässern von Rammstein und Konsorten. Dazu gesellt sich aber immer wieder druckvoller Electro, der tendenziell sogar in Richtung EBM/Industrial zielt. Das machen sie wirklich nicht schlecht. Die Tracks sind meist sehr eingängig, prägnant und kommen zum Punkt. Oft wird durch die Mitsing-Refrains regelrecht Hymnenhaftes geschaffen. Songs wie ‚Dawaj, Dawaj‘, der Hit des Albums ‚Fleisch‘ oder ‚Denkelied‘ sind richtig gute Nummern, die sofort hängen bleiben. An manchen Stellen hört sich das Ganze aber dann doch sehr nach 08/15-Neue Deutsche Härte an. Trotz der teils gewöhnungsbedürftigen Texte, wie zum Beispiel bei ‚Gang Bang‘, und der eher amüsanten Optik bleibt das Provokationspotential – das der Band anscheinend so wichtig ist – eher gering. „Ave Maria“ ist ein gelungenes Album, auch wenn manche Dinge bezüglich der Außendarstellung nicht ganz so optimal geraten sind.
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